REISEBERICHT

Bericht über den Besuch der SECPAD-School,
13. August – 11. September 2015

von Brigitte Heitmeier und Franz Nitsch

Seit Gründung der Stiftung im Jahre 2000, wurde unser Schulprojekt in Zanskar jedes Jahr von der Stiftung aufgesucht. Es galt die Objekte zu überprüfen, Bedarfswünsche entgegenzunehmen, die Nachweise über die Verwendung der bereitgestellten Mittel zu fordern und nicht zuletzt den persönlichen Kontakt zu halten, auf den die Freunde ganz besonderen Wert legen. Wir erleben eine ausserordentliche Gastfreundschaft, die die Mühen der Reise vergessen lassen.

Nach dem 7 ½ -Stunden-Flug Frankfurt – Delhi treffen wir in der Nacht unser „Dental-Team“, Frau Dr. Marianne Prien mit Ehemann Gerd und die beiden Zahntechniker Carolin Schulenburg und Anton Böning im Flughafen. Die Jet Air bringt uns am Morgen hinauf nach Leh. Wir werden von unserem Freund Skarma Rinchen und Lobzang, dem Sohn von Mr. Tundup Namgyal aus Zanskar, empfangen.

  • Anflug auf Leh
  • Leh-Großbaustelle
  • Gerd, Marianne, Carolin, Anton

Unser vertrautes Jigmet-Guest House wird für 3 Tage unser Domizil in Leh sein. Die Herren Mr. Sonam Dorjay, ehemaliger J&K Tourist-Officer und mit uns sehr freundschaftlich verbunden, sowie Stanzin Wangchuk, Sohn von Mr. Sonam Namgyal, dem Gründer der Schule, kommen zur Begrüssung.

Es gibt in Leh eine Menge zu tun und vorzubereiten. In der Hauptsache müssen Schulmaterialien eingekauft werden. Schulbücher, Farbstifte, Wasserfarben, Pinsel und vieles mehr. Für unser „Dental Team“ einen Dampf-Druck-Kochtopf zum Sterilisieren des Instrumentariums, Zahnpasten und Zahnbürsten. Aus Delhi sind Materialien für die Herstellung von Zahnersatz eingetroffen.

Mit 2 Geländewagen starten wir mit Stanzin Wangchuk, dem Sohn von Mr. Sonam Namgyal, am Montag, den 17. August nach Zanskar. In nordwestlicher Richtung geht es dem Indus entlang mit einem Aufenthalt in Basgo. Hier steht eine Burg, königlicher Wohnsitz der Namgyal-Dynastie und ein Tempel mit einem 8m hohen, sitzenden Maitreya, Buddha des kommenden Weltzeitalters. Kostbare Fresken zieren die Wände. Ein weiterer Halt ist ein Abstecher zum schönen Kloster Likir. Am Abend erreichen wir Mulbekh. Der Ort ist bekannt durch eine berühmte Felsskulptur, auch eines Maitreya, wahr- scheinlich aus der späten Guptazeit des 7. Jh.

  • Basgo
  • Maitreya Basgo
  • Kloster Likir

Übernachtung-Homestay, einfache Unterkunft.

Am zweiten Tag geht es weiter nach Kargil, dann nach Süden, dem Suru-Fluß entlang, mit einem kleinen Abstecher zu einer weiteren Maitreya-Felsskulptur, die von Sankoo aus zu erreichen ist. Im weiteren Verlauf kommen wir an den heiligen Zwillingsbergen Nun und Kun vorbei, bis wir in das weite Hochtal von Rangdum hineinfahren, mit dem Kloster auf einem Hügel.

  • Maitreya bei Sankoo
  • Eisiger Gipfel des Nun
  • Kloster Rangdum

Übernachtung-Homestay, einfache Unterkunft.

Der dritte Reisetag führt uns über den 4.4oo m hohen Penzi La, den Penzi Paß, „das Tor nach Zanskar“. Der Darang Dorung-Gletscher zieht sich wegen der Klimaerwärmung langsam zurück. Am Gaskyit-Hotel in Padum, dem Hauptort von Zanskar, erwarten uns Mr. Sonam Namgyal und Mr. Tundup Namgyal. Er ist neben seiner Verwaltungsaufgabe in Padum der Generalsekretär der SECPADS, unserer Partnerorganisation, die von Mr. Namgyal geführt wird. Es geht zum Hostel. Wieder ein herzlicher Empfang. Mr. Stanba Gyaltsen (Mr. Gara genannt), SECPADS Chief Organizer, Mr. Hansraj Sharma, Principal der Schule, Mrs. Rajni Devi, Lehrerin und Hostel-Aufsicht- und die Kinder im Hostel singen….

  • Am Penzi-Paß
  • Himalaya Mohn
  • Darang Dorung Gletscher

Alles Mitgebrachte wird abgeladen. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Materialien zur Zahn- behandlung, die Marianne und Gerd aus Deutschland mitgebracht haben. Sie werden sofort in die Räume der Krankenstation im Hostel untergebracht.

In P. Kongma (Highest Point), dem Anwesen der Familie Namgyal empfangen uns die Hausherrin Tsewang Putit und ihre Tochter Stanzin Donsal mit ihrem Ehemann Stanzin Kunsal. Um 22:30 verlöschen die Lampen, der Generator im nahegelegenen Ort Karsha liefert keinen Strom mehr.

Abend in P.Kongma
Abend in P.Kongma

Nachtruhe.

Tags darauf werden wir gleich in der tiefer gelegenen Schule erwartet. Der Principal Mr. Sharma, der Vice-Principal Mr. Nawang Thardot, die Lehrer und die Kinder, die ein Willkommens-Spalier gebildet haben, erwarten uns. Auf den beiden neu gekauften Trommeln zeigt der beste Schüler die gelernten Rhythmen und wir gehen, mit vielen Kataks geehrt, zur Schule. Langes Gespräch mit dem Principal. Zurück in P. Kongma. Ein ebenso langes Gespräch mit Mr. Namgyal über viele Themen, besonders auch über die Zusammenarbeit und die Schulsituation. Ein Ablaufplan für die kommenden Tage beschließt diesen ersten Aufenthaltstag.

Herzlicher Empfang
Herzlicher Empfang

Am Freitag, den 21. August beginnt das „Dental-Team“ seine Vorbereitungen. Besteck wird im Vorraum des Behandlungszimmers sterilisiert. Die beiden Zahntechniker Carolin und Anton prüfen die Materialien für Zahnersatz und stellen fest, dass sie nicht wie bestellt geliefert wurden und somit nicht brauchbar sind. Die jungen Helfer werden nun Marianne assistieren. Brigitte bekommt Instruktionen und Präsentationstafeln für den Hygieneunterricht, den sie den Kindern klassenweise geben soll, bevor sie zur Zahnbehandlung eingeladen werden. Marianne und Team beginnen mit ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit.

Teambesprechung
Teambesprechung

Der Sonntag ist „Function-Tag“ – wir werden traditionell eingekleidet.

Ein großer Mast mit verschiedenen Fahnen wird vor dem Hostel aufgerichtet. Mönche vom nahen Kloster Karsha beten Mantras und werfen Reis, um Schutz von den Göttern zu erbitten. Neben dem Hostel ist der Festplatz vorbereitet. Alle Kinder, die Eltern und Freunde, die zum Teil von weit her gekommen sind, haben sich versammelt. Das Rednerpult ist aufgestellt, Trommelrhythmen leiten die Veranstaltung ein, die von Mr. Thukstan Thardot, Leiter Kultur SECPADS, moderiert wird.

Zeremoniell am Fahnenmast
Zeremoniell am Fahnenmast

Reden werden gehalten, dazwischen ist das „Culture-Programm“ eingefügt, mit Tänzen und Gesangsdarbietungen der Schüler und Erwachsenen in traditioneller Kleidung. Auch die Schneiderschülerinnen des nahen Vocational Training Centers, gegründet von Helene Berger aus Basel und 2012 von der Stiftung übernommen, sind dabei. Das Programm wird mit einem gemeinsamen fröhlichen Bogenschiessen beendet, dem traditionellen Volkssport der Ladakhis und Zanskaris.

  • Tänze in traditioneller Kleidung
  • Tänze in traditioneller Kleidung
  • Tänze in traditioneller Kleidung
  • Rede Mr. Sonam Namgyal Präsident SECPADS
  • Rede Marianne Prien
  • Rede Mr. Hansraj Sharma, Principal
  • Beim Bogenschiessen der Vice-Principal Mr. Thardot in 'Hochspannung'

Zum Mittagessen im Prayer-room des Hostels, gibt uns der Leiter der Polizei von Padum die Ehre.

Große Freude am Nachmittag: Gerd hat vom Optiker-Geschäft, Heine-Optik, in Hannover großzügig 150 Brillen, auch Sonnenbrillen, gespendet bekommen und verteilt sie nach Prüfung der erforderlichen Stärke an die Bevölkerung. Viele dankbare Lächeln halten wir im Bild fest.

Lakpa Tundup, der Vater von Nawang Tardot, freut sich
Lakpa Tundup, der Vater von Nawang Tardot, freut sich

Während am Montag, den 24. August Marianne und das Team voll in die Zahnbehandlungen einsteigen, ist mit Mr. Namgyal und dem Principal Mr. Sharma das Audit der Schule angesetzt. Am Dienstag ist bei der Begehung des Hostels zusätzlich die verantwortliche Leiterin Mrs. Rajni dabei. Tags darauf schließt sich die Begehung des Vocational Training Centers an. Wir erfahren mit Freude, dass sich inzwischen zwei Schülerinnen in Padum eine Schneiderwerkstatt eingerichtet haben. Brigitte führt gewissenhaft das Protokoll über alle erforderlichen Maßnahmen. Die Projektbesichtigung ist ein wichtiger Bestandteil im Programm unserer Reise.

Zurückgekehrt zum Hostel finden wir den Allgemeinmediziner, Dr. med. Paul Adolphi vor, der von der Krankenstation Sani kommend, uns seine Hilfe anbietet, die wir dankbar annehmen. Er wird in der Schule bei allen Kindern gründliche Gesundheitschecks vornehmen und sich um Kranke aus der Bevölkerung kümmern.

Heute ist Donnerstag, der 27. August. Wir fotografieren alle 144 Kinder in der Schule. Im Hostel-Behandlungsraum ist Marianne konzentriert zahnärztlich tätig. Sie wird mit der Hilfe von Carolin und Anton täglich eine große Zahl von Behandlungen durchführen. Zuvor werden die Kinder von Brigitte in Zahnhygiene unterrichtet und zum intensiven Zähneputzen angeleitet.

  • Brigitte wird beim Zahnhygiene-Programm von Stanzin Kaldan unterstützt
  • Anschauungstafel
  • Aufmerksame Kinder
  • Zahnbehandlung
  • Marianne konzentriert

29. August: Paul ist in einem Raum der Schule konzentriert und unglaublich effizient tätig, die Kinder nach einem festgelegten Ablauf zu untersuchen. Eine große Hilfe dabei ist die Lehrerin Padma Ladol. Gut gelaunt unterstützt sie Paul. Alle 144 Kinder durchwandern das Procedere, wobei sich zwischendurch auch Erwachsene mit Beschwerden einfinden, denen Paul helfen kann.

  • Paul untersucht Stanzin Chosgyal
  • Paul untersucht und untersucht ...
  • Padma Ladol assistiert

Die Tage vergehen schnell. Mariannes unentwegter zahnärztlicher Einsatz, Pauls Gesundheitschecks in der Schule und die kaufmännischen Arbeiten füllen uns total aus. Lediglich unterbrochen von einem erholsamen Ausflugstag zum nahe gelegenen Ort Sani, mit seinem Kloster und dem berühmten Kanishka-Chörten, dem Naropa-Tempel und einer heiligen Verbrennungsstätte. Ein Picknick am See genießen alle.

Picknick am See in Sani
Picknick am See in Sani

Schon ist der 2. September da, der Tag, an dem wir uns verabschieden müssen.Vom Principal und den Lehrern und Kindern der Schule beim „Morgenappell“, bei den beiden Lehrerinnen und den 13 Schneider-Schülerinnen im Vocational Training Center und beim Hostel-Personal. Das Abschlußmeeting am Abend besteht aus den SECPADS-Personen Mr. Sonam Namgyal, (President), Mr. Tundup Namgyal, (General Secretary), Mr. Stanba Gailsen, (Chief Organizer), Mr. Stanzin Jigmeth, (Accountant), Mr. Thukstan Thardot, (General Manager) und Mr. H.R. Sharma (Principal School), Mr. Younten (Teacher School and Head Clerk), Brigitte Heitmeier und Franz Nitsch. Die Ergebnisse unseres Aufenthalts werden zusammengefaßt und ein Maßnahmenplan erstellt, der im Protokoll des Meetings festgehalten wird. Mr. Gailsen erklärt sich einverstanden, eine Arbeitsgruppe zu leiten, die sich mit dem Schutz und die Erhaltung einer sauberen Umwelt im Zanskartal befaßt, bei einer geeigneten Entsorgung von Müll und der Behandlung von organischen Abfällen.

  • Fröhliches Zusammensein
  • Abschied von der Schule
  • Vocational Training Center

Die uneigennützige, erfolgreiche Arbeit der Ärzte Dr. Marianne Prien und Dr. Paul Adolphi und das unterstützende Team werden vom Präsidenten der SECPADS, Mr. Sonam Namgyal gewürdigt, es wird gedankt und die R.+M. ATHENSTAEDT-STIFTUNG kann sich diesen Worten nur bewegt anschließen. Von unserer Seite und von Seiten der Stiftung, gebührt der Dank allen Freunden, von denen wir ihre Gastfreundschaft und Betreuung entgegennehmen durften und allen, die dazu beigetragen haben, die gegenseitigen Erfordernisse zu erfüllen.

Die Rückreise nach Leh starten wir am Morgen des 3. September, wehmütig verabschiedet von der Namgyal-Familie in P. Kongma, wieder mit 2 Geländewagen, begleitet von Mr. Namgyal. Die 2. Übernachtung im „Moonland“ bei Mr. Morup in Lamayuru wird dem ganzen Team durch ein feudales Abendbuffet dankbar in Erinnerung bleiben, spendiert von Marianne und Gerd Prien. Bevor wir am nächsten Morgen nach Leh aufbrechen, besuchen wir das Kloster Lamayuru und haben die Gelegenheit, den 17. Karmapa Thaye Dorje, His Holinesss Gyalwa Karmapa von Tibet, bei einem großen Zeremoniell zu erleben.

 

Brigitte Heitmeier und Franz Nitsch im November 2015

  • Am Morgen der Abreise
  • Kloster Lamayuru
  • Versammlung im Klosterhof
  • Chörtengruppe