Reise nach Ladakh/Zanskar 2015
von Dr. Marianne Prien
Im August/September 2015 fand ein weiteres „Dental-Camp“ an der SECPADS-Schule in Karsha/Yulsum statt. Wie im vergangenen Jahr besuchten wir mit einem kleinen Team das abgelegene Zanskar-Tal in Ladakh (Nordindien, im Grenzgebiet zu Tibet).
Die mehrtägige Anreise auf unbefestigten Wegen durch die grandiose Landschaft ist die einzige Möglichkeit, das Gebiet per gelängegängigem Fahrzeug zu erreichen.
Unsere Gastgeber, die Mitglieder der Familie des SECPADS-Gründers Sonam Namgyal bereiteten uns wieder einen sehr herzlichen Empfang und sorgten unermüdlich für unser leibliches Wohl.
An der Schule wurden wir mit einer großen Zeremonie offiziell begrüßt und geehrt. Mit Ansprachen des Schuldirektors und verschiedener lokaler Würdenträger, Gesangs- und Tanzdarbietungen der jüngeren und älteren Schüler und einem Wettbewerb im Volkssport Bogenschießen gab es ein umfangreiches Programm. Beeindruckend waren die Teilnehmerinnen in prächtigen traditionellen Gewändern.
Da die äußerst engagierte Schulleitung das Projekt in bekannter Weise optimal vorbereitet hatte, konnten wir bald mit der Behandlung der kleinen und großen Patienten beginnen.
Es zeigte sich wieder ein immenser Behandlungsbedarf besonders bei den jüngeren Kindern. Während des Einsatzes im vergangenen Jahr konnten nicht alle kariösen Zähne saniert werden und auch diesmal war es unmöglich, alle Kinder von der Karies zu befreien.
Unsere Schwerpunkte lagen zunächst auf der Schmerzbeseitigung in akuten Zuständen und der Behandlung von erhaltungswürdigen Zähnen.
Erstmals wurden in diesem Jahr vorkonfektionierte Stahlkronen zur Rettung von strategisch wichtigen Milch- und bleibenden Zähnen eingesetzt.
Es zeigte sich, dass das Zementieren solcher Kronen auch unter den erschwerten Bedingungen (weder Absauganlage noch Druckluft zum Trocknen) recht gut möglich ist und die langfristige Prognose gegenüber großflächigen Füllungen günstiger erscheint.
Zwei junge Zahntechniker, Carolin Schulenburg und Anton Böning, waren mitgereist, um einfache Prothesen herzustellen, die dringend benötigt werden, da auch junge Erwachsene bereits von Zahnverlust betroffen sind. Leider stellte sich heraus, dass die Ausstattung mit Material und Ausrüstung für diesen Zweck noch nicht geeignet war. Hier gibt es Nachbesserungsbedarf beim nächsten „Dental Camp“.
Carolin und Anton haben dann mit großem Eifer bei den Zahnbehandlungen assistiert, was dazu führte, dass mehr Patienten behandelt werden konnten.
Selbstverständlich wurde der Mundhygiene ein großer Teil der Projektarbeit gewidmet. Um möglichst alle Kinder altersgerecht in kleinen Gruppen intensiv unterweisen zu können und wertvolle Behandlungszeit nicht zu sehr zu beschneiden (lediglich eine Zahnärztin im Team!), führten „angelernte“ zahnmedizinische Laien die Aufklärung und Zahnputzübungen durch.
Frau Brigitte Heitmeier von der Athenstaedt-Stiftung war unermüdlich im Einsatz, unterstützt durch eine Schülerin der Abschlussklasse und einen Schüler der Klasse 7. Der Schulleiter Mr. H.-R. Sharma hatte die beiden für die Dauer unseres „Dental-Camps“ vom Unterricht beurlaubt.
Es wurden ausführliche Informationen weitergegeben, inhaltlich angepasst an die jeweilige Altersgruppe. Mitgebrachte Poster, die eigens für die Aufklärung in dieser Region entworfen worden waren und ein Zahnputzmodell halfen dabei. Bei den jüngeren Kindern benutzte Frau Heitmeier sehr erfolgreich zwei Handpuppen (Murmeltier mit Zahnbürste), die im Projekt des Meininger Zahnarztes Mike Wieczorrek („Ladakhpartners Local Doctors e.V.“ ) zur Motivation der Kinder entwickelt worden waren.
Anschließend wurden Zahnbürsten und Zahnpasta verteilt und das Putzen geübt. Nach dem Kauen von „Färbetabletten“ konnten die Schüler ihren Erfolg im Spiegel selber kontrollieren und wurden individuell angeleitet, wenn sich die Putztechnik als verbesserungswürdig herausstellte.
Alle waren mit großem Eifer dabei und nahmen die Informationen sehr ernst.
Klassenweise wurden alle Kinder untersucht und -bis auf die kleine Minderheit der kariesfreien Schüler- behandelt. Trotz der vielen erforderlichen Extraktionen, die den „Zaungästen“ nicht verborgen blieben, kamen alle Patientinnen und Patienten freiwillig zu uns, einige sogar mehrmals.
Auch erwachsene Schmerzpatienten wurden selbstverständlich nicht abgewiesen, die Anzahl war aber geringer als im vergangenen Jahr, da die meisten Menschen von früh bis spät auf den Feldern im Einsatz waren, um die Ernte einzubringen. Auf den kurzen Sommer folgt ein extrem langer und kalter Winter, in dieser Zeit sind die Dörfer von den übrigen Landesteilen regelrecht „abgeschnitten“.
Um eine gewisse Nachhaltigkeit zu erreichen, sollte die Schule regelmäßig besucht werden, entsprechende Pläne sind vorhanden. Die Anstrengungen einer solchen Reise sind allerdings nicht unerheblich und die Teilnehmer müssen neben der Aufbringung der Reisekosten mindestens vier Wochen „Urlaubs“-Zeit investieren.
Es ist daher nicht so einfach, jedes Jahr ein entsprechendes Projekt auf die Beine zu stellen.
Ein ganz großer Dank gebührt allen Unterstützern, die durch persönlichen Einsatz, Sach- und Geldspenden unsere Arbeit begleitet haben.
Dr. Marianne Prien
Tiergartenstr. 29
30559 Hannover
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mp@nordzahn.de